Michl Anna (1918-2012)
Der Gemeinderat der Stadtgemeinde Bad Ischl hat in seiner Sitzung vom 26. Juni 2008 beschlossen, Frau Anna Michl für ihr soziales Engagement den Ehrenring der Stadt Bad Ischl zu verleihen. Die feierliche Verleihung der Ehrenringe fand am Donnerstag, 1. Jänner 2009 um 15.00 Uhr im Kongress&TheaterHaus Bad Ischl statt.
Aus der Laudatio Bgm. Hannes Heide bei der Verleihungsfeier:
"... Erlauben Sie mir, meine Würdigung des Lebenswerks von Frau Anna Michl mit einem Erlebnis zu beginnen, das ich selbst gehabt habe und das mir in Erinnerung geblieben ist und das so sehr eindrucksvoll beschreibt, wie groß die Verdienste von Anna Michl sind!
Im Firmunterricht erzählte Frau Michl, dass sie 1946 mit den beiden Kindern als Vertriebene aus Tschechien nach Bad Ischl und in der Villa Rothstein eine feuchte Kellerwohnung bewohnte. Als die Caritas Haussammlerin auch bei der Flüchtlingsfamilie an die Tür klopfte und um einen Beitrag bat, da war sie zum ersten enttäuscht, dass niemand gekommen ist, um ihnen zu helfen, zum anderen war dort ihre Entscheidung gefallen, wenn es ihr möglich ist, sich der Menschen in Not anzunehmen.
Solche Begegnungen sollten den Menschen erspart bleiben.
Anna Michl wurde am 29. Dez. 1918 als sechstes von 8 Kindern der Baumeistersfamilie Heinrich und Anna Weinberger in Hirschau (Bayern) geboren. Sie hat somit vor zwei Tagen ihren 90. Geburtstag gefeiert und auch dazu eine ganz herzliche Gratulation. Es folgte die Heirat 1941 in Prachatitz/Böhmerwald mit Friedrich Michl. Während des Militärdienstes des Gatten hat Frau Michl mit tschechischen Angestellten die Tischlerei geführt, denn ihr Gatte war Kunsttischler.
1946 wurden Haus und Geschäft enteignet – und die Familie wurde im Viehwagen mit den kleinen Kindern ausgewiesen. Nach längerer Notzeit in Ischl erhielt der 1980 verstorbene Gatte Anstellung in der Fachschule Hallstatt. Sie hat drei Söhne: Fritz, Heinrich und Wolfgang. Dr. Heinrich Michl ist in Grödig bei Salzburg praktischer Arzt und so verbringt seine Mutter im Altersheim Grödig ihren Lebensabend. Frau Anna Michl war durch drei Jahrzehnte Leiterin der Pfarrcaritas und hat in dieser Funktion unbeschreiblich viel für Pfarre und Stadt getan. Notfälle wurden von ihr immer zur Zufriedenheit aller erledigt.
Dechant Mayr bezeichnete sie sogar als die „Königin der Ischler Herzen", auch ,,Engel für die Hilfsbedürftigen von Bad Ischl" wurde sie genannt. Um die finanziellen Voraussetzungen für ihre Arbeit zu schaffen, gründete sie die Altpapiersammlung, lange Zeit vor ähnlichen Aktivitäten in OÖ. Ihr Sammelmodell war beispielgebend für das Bundesland. Züge mit 200 Waggons und mehr füllte sie mit ihren Helfern an und machte den wertvollen Rohstoff zu Geld. Nach der jahrzehntelangen Sammlung von Altpapier ging auf ihre Initiative auch die Aufstellung der Altwarencontainer zurück. Gemeinsam mit dem Roten Kreuz konnte hier sehr viel geleistet werden. Frau Michl war auch maßgeblich an einer internationalen Hilfsaktion beteiligt. Beteiligt war sie auch an einer Aktion von Bgm. Karl Saller, KD Dieter Neumann und der Salzkammergut-Zeitung: Kinder aus dem libanesischen SOS Kinderdorf Bikfaya wurden nach Bad Ischl eingeladen. 20 Jugendliche wurden 3 Wochen in Bad Ischl untergebracht und konnten so die Greuel des Bürgerkrieges wenigstens für ein paar Wochen vergessen. Schließlich seien noch die vielen nationalen und internationalen Hilfsaktionen (insbesondere auch für die Balkanstaaten während des dortigen Krieges) erwähnt ..."
