Der IGEL - Versteck in den Bergen

Stecknadel Rettenbachalm


„An den Stätten der Vergangenheit“ 1946 (Archiv ZME)


Musikvideo der „Cromulents"

Die „Cromulents“ schrieben für die Stecknadeln der Erinnerung ihren ersten Song „Resistance“ – über den Widerstand im Salzkammergut.


Der Bau des „Igels“, Versteck der Widerstandsgruppe „Willy Fred“ im Toten Gebirge, ging auf die Initiative von drei Personen zurück. Kopf dieser Gruppe war der in Lauffen geborene Sepp Plieseis. Er war mit Hilfe von Agnes Primocic und Resi Pesendorfer aus einem Außenlager des KZ Dachau in Hallein-Adnet geflohen. Mit Alois Straubinger aus Goisern und Karl Gitzoller aus Ischl, welchen bereits früher die Flucht aus NS-Gefängnissen geglückt war, errichtete er einen Stützpunkt im Toten Gebirge, um Freunde und Bekannte nicht durch ihre Anwesenheit zu gefährden.

Der Revierjäger Franz Mittendorfer unterstütze die Gruppe und brachte sie im Frühjahr 1944 in ein abgelegenes Gebiet zwischen Blaa- und Rettenbach Alm. Die drei bauten einen bunkerartigen Unterschlupf mit dem Tarnnamen „Igel“. „Igel“ deshalb, weil beim Bau eine Igelfamilie aufgetaucht war. Bis Kriegsende hielten sich bis zu 20 Männer, in erster Linie Deserteure, dort verborgen.

Skizze mit Wegbeschreibung zum „Igel“ (Christian Topf, Auf den Spuren der Partisanen)

Wer im Gebirge überleben wollte, musste mit lokalen Gegebenheiten und mit dem „Wildern“ vertraut sein. Ein Netzwerk im Tal, dem mehrere Frauen wie Resi Pesendorfer, Leni Egger, Marianne Feldhammer und Maria Plieseis angehörten, organisierte Lebensmittel, Waffen und überbrachten wichtige Nachrichten. Ohne diese Frauen wäre ein Überdauern am „Igel“ nicht möglich gewesen.

Obwohl jüngere Männer Sabotageaktionen anregten, wurde von offensiven Aktionen abgesehen. Die Gruppe versuchte ein Netzwerk aus Menschen aufzubauen, die an ein freies Österreich glaubten und sich dem NS-System verweigerten. Der Unterschlupf wurde nie enttarnt. Einziges Opfer aus dieser Gruppe war Karl Feldhammer. Er wurde am Dreikönigstag 1945 in Altaussee von NS-Einheiten erschossen.

Text: Dr. Wolfgang Quatember


Buchtipp:

Im Wanderführer „Auf den Spuren der Partisanen – Zeitgeschichtliche Wanderungen im Salzkammergut“ von Christian Topf (2018) sind der Weg zum „Igel“ und viele weitere spannende Wanderrouten beschrieben.

Zum Weiterlesen:

Sepp Plieseis – Anmerkungen zum 100. Geburtstag eines „Unfassbaren“ von Michael Kurz
(Betrifft Widerstand #111, Seite 21): 
>> Zum ganzen Artikel

Desertion und Widerstand im Salzkammergut von Klaus Kienesberger/Lukas Meisse (Betrifft Widerstand #199, Seite 9):
>> Zum ganzen Artikel

„Hier spricht der Freiheitssender Ausseer Land“ von Wolfgang Quatember (Betrifft Widerstand #199, Seite 9):
>> Zum ganzen Artikel


Videocredits:

Text und Musik: Cromulents – Gin, Fisch und Hannes
Aufnahme: Tennleuwö Tonstudio
Regie und Kamera: Teresa Distelberger
Kamera und Schnitt: Jane Kennedy
Schnitt: Elena Catalina Martín Lobera


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