Jüdische Bevölkerung

Stecknadel Pfarrgasse


Anzeige von Ernst Morgenstern (Archiv ZME)


In Ischl lebten 1938 etwa 50 Bürger*innen, die wegen ihrer jüdischen Herkunft von der nationalsozialistischen Diktatur verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden. In der Pfarrgasse, die in „Horst-Wessel-Straße“ umbenannt worden war, befanden sich zwei Geschäfte mit jüdischen Besitzern: das Parfümerie- und Lederwarengeschäft von Elsa Walters in der Pfarrgasse 4 und das Sport- und Bekleidungsgeschäft von Ernst Morgenstern in der Pfarrgasse 5. 

Jüdische Bevölkerung

Ernst Morgenstern lebte gemeinsam mit seiner Frau, zwei Söhnen und seiner Schwägerin, einer Schneiderin, bereits seit Jahrzehnten in Bad Ischl. Doch diese Tatsache bewahrte ihn 1938 nicht vor Verfolgung, denn bereits am 6. Mai 1938 musste das Ehepaar im Zuge einer „wilden Arisierung“ das Haus inklusive des Geschäfts im Erdgeschoß unter Druck an die Sparkasse verkaufen - es war dies die erste „Arisierung“ in Bad Ischl. 

Jüdische Bevölkerung

Vier Tage später beging Ernsts Ehefrau Antonia Selbstmord. Den anderen Familienmitgliedern gelang die Emigration nach Großbritannien. Das Haus wurde 1947 restituiert, doch die Familie kehrte nicht nach Österreich zurück.

Jüdische Bevölkerung

Elsa Walters musste ihre Parfümerie aufgeben und auch ihr Haus in der Jainzendorfstraße 5 wurde im Herbst 1938 „arisiert“. Dem Ortsgruppenleiter ging die Übersiedlung von Elsa Walters allerdings nicht schnell genug vor sich, weshalb er in einem Schreiben an die Bezirkshauptmannschaft Gmunden vom 7. Dezember 1938 festhielt, „[…] sie wehrt sich aber dagegen mit allen möglichen Ausflüchten und versucht auf diese Art die Erfüllung ihrer Verpflichtung hinauszuschieben“. Der Ortsgruppenleiter schlug deshalb einen letzten Termin spätestens Ende Jänner 1939 und eine Geldstrafe, „die nicht zu gering sein braucht“ vor.
 Ihre Zwangsumsiedlung nach Wien erfolgte schließlich Anfang des Jahres 1939. Elsa Walters wurde am 27. Mai 1942 von Wien nach Maly Trostinec bei Minsk deportiert und dort am 1. Juni 1942 ermordet.

Text: Mag.a Nina Höllinger


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