Widerstand in Bad Ischl

Stecknadel Bahnhof


Flugblatt des Kommunistischen Jugendverbands Bad Ischl (Archiv ZME)


Motive für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus konnten politisch, religiös, humanitär oder militärisch motiviert sein. Zudem wird zwischen offensiven, organisierten Aktionen oder defensiven, geheimen, meist individuellen Maßnahmen unterschieden.

Offensiven politischen Widerstand leistete der „Kommunistische Jugendverband Bad Ischl“. Die Gründung geht auf erste Treffen im Jahr 1939 zurück. Die Zusammenkünfte fanden in der Schusterwerkstätte von Johann Rettenbacher und auf Almhütten statt. 

Politische Erfahrung besaßen nur die Älteren, etwa Fritz Hirnböck aus Ebensee. Die Jüngeren waren Lehrlinge, Arbeiter*innen und Handwerker. Alle waren in sozialdemokratischen oder kommunistisch orientierten Elternhäusern aufgewachsen und sozialisiert worden. Zur Gruppe gehörten neben den bereits erwähnten Männern u.a. Raimund Zimpernik, Franz Föttinger, Franz Kain, Karl Adamec, Herbert Filla u.a.

Franz Föttinger, Raimund Zimpernik, Herbert Filla, Johann Rettenbacher

Obwohl sie kaum politische Erfahrung besaßen, begannen sie Flugblätter gegen das NS-Regime zu verbreiten und riefen darin zu Sabotage, Streik, Desertion, Verweigerung und gegen den Krieg auf. Verfasst wurden die häufig in Reimform geschriebenen Texte vom Wagnerlehrling Raimund Zimpernik: „Soldaten, ihr müsst die Gewehre dreh´n und euren Henkern zuleibe geh‘n!“ 

Vervielfältigt wurden die Flugblätter durch Herbert Filla in der Reichsbahnkanzlei Bad Ischl. Nur er hatte durch seine Tätigkeit am Ischler Bahnhof Zugang zu einer Schreibmaschine, Papier, Matrizen und einem Abziehapparat. Die Flugblätter wurden weit über den Raum Bad Ischl hinaus verbreitet. Am 1. März 1941 wurde die Gruppe verhaftet und wegen „Hochverrats“ angeklagt. Bis auf Filla überlebten alle die Gestapo- und KZ-Haft oder in Strafkompanien.

Text: Dr. Wolfgang Quatember


Zum Weiterlesen:

„Die historischen Bedingungen des Widerstands im Salzkammergut“ von Wolfgang Quatember
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Ein ausführlicher Artikel über den kommunistischen Widerstandskämpfer Franz Kain, von Wolfgang Quatember (Betrifft Widerstand #144, Seite 6): 
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